Viele Kinder und Jugendliche fühlen sich ohnmächtig, wenn es zu Konflikten im Internet kommt. Konflikte in WhatsApp-Gruppen können eine Dynamik entwickeln, die zu schlaflosen Nächten bis hin zu körperlichen Auseinandersetzungen am Folgetag führen. Manche Mädchen oder Jungen, die die Erfahrung einer massiven Bloßstellung im Internet gemacht haben, trauen sich nicht mehr zur Schule und ziehen sich mehr und mehr zurück. Spätestens, wenn Nacktbilder verbreitet werden, kann es sich um Straftaten handeln.
Viele dieser Konflikte haben einen Bezug zur Schule. Nicht selten sind es Klassenchats bei WhatsApp, die entsprechend eskalieren. Doch kann die Institution Schule nicht allen Kindern und Jugendlichen gerecht werden. Vor allem dann, wenn sich die betroffenen Schülerinnen und Schüler hier keine Hilfe erhoffen, sondern befürchten, dass eine entsprechende Maßnahme ihre Situation eher noch verschlechtern würde, wenden sie sich ggf. an Institutionen der außerschulischen Jugendhilfe und Jugendarbeit.
Doch auch im Rahmen von Ferienfreizeiten oder Veranstaltungen der Jugendarbeit und Jugendhilfe kommt es zu medialen Konflikten mit unmittelbarer Zuständigkeit der betreuenden Pädagoginnen und Pädagogen. In vielen Fällen sind es auch Ehrenamtliche, die hier gefordert sind.
Doch wie soll auf ein Phänomen reagiert werden, dass auf den ersten Blick viel undurchschaubarer wirkt als ein klassischer Konflikt auf dem Schulhof? Wie kann Schlimmeres verhindert werden, wenn problematische Bilder oder Videos plötzlich im Umlauf sind? Wann muss Hilfe von außen geholt werden? Wie kann angemessen mit den betroffenen Opfern und Tätern umgegangen werden, damit ein Konflikt nicht durch die Intervention noch mehr eskaliert und Fronten verhärten? Wo Menschen aufeinandertreffen, entstehen Konflikte. Prävention kann nicht ausschließlich zum Ziel haben, Konflikte zu verhindern. Wichtiger erscheint ein verantwortungsvoller Umgang mit ihnen. Doch wie können Kinder und Jugendliche in der Prävention sensibilisiert werden, engagiert einer Eskalation zu begegnen, die online sehr unüberschaubar wirkt? Welche Strategien von Zivilcourage kann es in sozialen Netzwerken geben?
Der mediascout PREMIUM Online verfolgt das Ziel, den Teilnehmenden zu ermöglichen, unmittelbar auf Konflikte zu reagieren und im Sinne von Sofortmaßnahmen den beteiligten Kindern und Jugendlichen helfen zu können. Sowohl das schnelle Eindämmen einer Verbreitung sowohl von verunglimpfenden Fotos oder Videos als auch eine Intervention von Konflikten in geschlossenen Gruppen bei WhatsApp o.ä. spielen hierbei eine wichtige Rolle. Falsch empfundene Schuldzuweisungen müssen verhindert werden. Darauf aufbauend kann dann langfristig die richtige Strategie entwickelt werden, wie eine geeignete Nachsorge aussehen muss.
Anhand von ausgewählten Fallbeispielen aus dem Erfahrungsschatz von smiley e.V. werden Konflikte analysiert und die Mechanismen einer Eskalation deutlich. Auf dieser Grundlage werden verschiedene Ansätze der Intervention und Prävention diskutiert und bewertet.
Das Webinar besteht aus 3 Modulen.
Webinar-Modul 1, 25.06.2020, 9:00 Uhr - 10 Uhr
In einem einstündigen Webinar wird in das Thema eingeführt und die Dynamik von Konflikten in sozialen Medien verdeutlicht. Die Gruppe bekommt im Anschluss Fallbeispiele, die dann in den folgenden beiden Tagen unabhängig voneinander diskutiert und bearbeitet werden. Der Dozent begleitet die Arbeitsphase.
Webinar-Modul 2, 25.06.2020, 15:00 - 16:00 Uhr
Im zweiten Webinar (60 Minuten) wird die Arbeitsphase ausgewertet und die besonderen entwicklungspsychologischen Aspekte von „Pubertät Online“ thematisiert. Darauf basierend werden wiederum Aufgaben und Fallbeispiele zur Bearbeitung für die folgende Tage bereitgestellt.
Webinar-Modul 3, 26.06.2020, 11:00 - 12:00 Uhr
Im dritten Modul erfolgt nach einer Auswertung und der Umgang mit drastischen Fällen von Persönlichkeitsrechtsverletzungen thematisiert.
Die Teilnehmenden bekommen am Ende der Veranstaltung einen Reader an die Hand, in dem die wesentlichen Aspekte der Fortbildung zu finden sind.
Moritz Becker ist Sozialpädagoge, Eltern-Medien-Trainer und „nebenbei“ selbst Vater. Er arbeitet als Gründungsmitglied für den Verein smiley e.V. aus Hannover. Außerdem ist er Lehrbeauftragter an der Universität Hannover und freiberuflich unter anderem für die niedersächsische Landesmedienanstalt tätig.
Zielgruppe sind alle Akteurinnen und Akteure der Jugendhilfe, Jugendarbeit und außerschulischen Jugendbildung.